Versöhnungsreise Österreich - Tag 7

von Anna Gamma (Kommentare: 1)

Halleluja im Dreivierteltakt

Unser letzter gemeinsamer Morgen. Gleich zu Beginn der Austauschrunde stösst eine Teilnehmerin das Glas mit der Kerze um und es zerbricht. Doch die Kerze brennt weiter. Ein heiteres Lachen erklingt. Irgendwie sind alle in dieser Woche aufgebrochen, ausgeweitet worden. Die Berührung mit Gewalt und Grausamkeit, die Menschen Menschen während dem zweiten Weltkrieg angetan haben, hat auch Abgründiges in uns aufgedeckt, konnte jedoch Freude und Leichtigkeit in unserem Zusammensein nicht auslöschen. In der Konfrontation mit der Dunkelheit wird eine Kraft in uns lebendig, zu der wir im gewohnten Alltag keinen Zugang haben. Alle scheinen etwas in ihre innere Grösse gewachsen zu sein. So ist denn unsere Grundstimmung Dankbarkeit, heute ganz besonders für Karin Wernig, die mit grosser Beharrlichkeit darum warb, nach Villach zu kommen. Sie hat uns noch einmal einen anderen Teil der nationalsitischen Vergangenheit Österreichs gezeigt. Und wie an keinem anderen Ort wird für uns deutlich, wie sehr die unverarbeitete Geschichte in die Gegenwart hineinwirkt.

Fäden werden zwischen Teilnehmenden gesponnen, die projekthaft an aufgebrochenen Themen, über nationale Grenzen hinaus, weiter arbeiten werden. So soll es sein. Die neu gewonnene Selbstkomeptenz will sich im Engagement für mehr Menschlichkeit zeigen. Die ganze Woche hat uns das Halleluja Lied begleitet, manchmal mit Tränen gesungen, doch heute wird es ein Lied der Freude, im Dreivierteltakt mit einem Lächeln in Gesicht und Augen.

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Kommentare

Kommentar von Margret Novell |

Eigentlich wollte ich mich ja nur schnell für ein Zazenkai anmelden- bin aber "per Zufall" auf eure eindrücklichen Erlebnis-Berichte der Versöhnungsreise im Blog gestossen - und mit grossem Interesse "hängen geblieben". Und es drängt mich, folgendes zu schreiben: Vielen Dank für euer Hingehen, Hinschauen und Heilen! Es berührt mich sehr! Selbst in der "sicheren Schweiz" aufgewachsen, kenne ich den Schmerz eines Menschen, der während der Zeit des Nationalsozialismus als Mädchen in Deutschland aufwuchs: Dieses grosse Unverständnis, diese tiefe Erschütterung des Urvertrauens, diese enormen Ängste, diese grosse Ohnmacht, das stark angeknackste Selbstbewusstsein...
All dies prägte später auch mich, als Tochter... Wie gut wurde und wird über diese Ge-Schicht-e gesprochen, wird dieses dunkle Kapitel ans Licht gehoben - und mit Aufmerksamkeit und Verständnis durchwoben, so dass es leichter und lichter wird - und wir selbst-bewusster! Danke!

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