Spirituell-politische Studienreise Nigeria Tag 6

von Zen Zentrum (Kommentare: 0)

Sklavenwege von einst - Und heute?

Samstag, 09.09.2017 - Frühmorgens Besuch eines sehr lebhaften Tauschmarktes im nahen, hier nicht mehr intakten Regenwald. Man sieht vor allem Frauen, die vorwiegend Nahrungsmittel handeln. Selten wird mit Bargeld gewechselt. Die Männer halten sich draussen vor den Marktständen, sind mit ihren Töffs und wenigen Autos für den Transport zuständig.
Vom Ort aus führt ein Strässchen hinunter zu einem Nebenarm des Cross River unweit des Nigerdelta. Bei der Vorstellung, dass hier vor gut 200 Jahren die brutal eingefangenen Sklaven mit Ketten an Hals und Füssen aneinander gefesselt zu den Schiffen getrieben wurden, breitet sich in uns eine schwere und traurige Stimmung aus. Unfassbares ist hier passiert. Am Flussufer war der Point of no Return. Ein weiterer Hotspot dieser menschlichen Tragödie mit insgesamt über 2.5 Mio von den Engländern deportierten Sklaven ist der kleine Ort Creektown weiter unten am Fluss. Die Flussfahrt von hier Richtung Calabar City verstärkt die drückende Atmosphäre. Im örtlichen Sklavenmuseum erfahren wir, dass Sklavenhandel schon während Jahrhunderten unter Schwarzen betrieben wurde. Unter der Herrschaft der Weissen wurde sie noch grausamer perfektioniert. Ein grosses Verbrechen mit bis heute ungeheilten Wunden. Parallelen zum Holocaust drängen sich einem auf. Anderen zugefügte Gewalttaten fallen irgendwann zurück: bis zu den ungelösten Migrationsproblemen in Europa.
Und heute? Eine neue Form von Sklaverei und ein Riesengeschäft ist das weltweite „womentrafficking„ - der Frauenhandel.
Eine freudvolle und versöhnliche Begegnung mit jungen Nigerianern und Nigerianerinnen nach dem Museumsbesuch und die Feier des Tor des süssen Nektars hellt unsere Gemüter auf.

Am Abend die Einladung einer Kollegin von Christine zu einem privaten Treffen in der ersten privaten Kunstgalerie von Calabar. Der Besuch entpuppt sich als ein grossartiges Konzert verschiedener Musikerinnen und Musikern, bei dem wir nicht die einzigen Gäste sind. Ein Forscher berichtet vom Kulturtransfer von Calabar und Umgebung nach Cuba in der Sklavenzeit und von dort zurück in den Cross River State. Es zeigen sich verblüffende Übereinstimmungen von Rhythmen, Gesängen und Tänzen. Die Rhythmus-Gruppe mit verschiedenen Trommeln und Schlaginstrumenten und die Sänger bringen uns diese Musik näher.

In den wunderbaren Stimmen von Karen und Pamela kommt eine heilsame Lebensfreude zum Ausdruck. Karen ist im dritten Lebensalter von Harlem zurück nach Calabar - nach Hause - gekommen. „Music is the Language of the soul„, sagt sie.

Ein freudvoller und friedlicher Abend schliesst den Kreis.

Ruedi Burger

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