Spirituell-politische Studienreise Nigeria Tag 5

von Zen Zentrum (Kommentare: 0)

Inter Faith Akpabuyo

Freitag, 08.09.2017 - „Wenn du im urwüchsigen Regenwald bist, dann atmest du anders…“, sagt William Itorok, während er uns in Richtung Akpabuyo fährt. William kommt aus einer Regenwald-Gemeinde in Oban im Norden von Cross River State. Heute fährt er uns von Calabar nach Akpabuyo, wo wir Chief Emmanuel Okon treffen wollen. Seine Dorfgemeinschaft ist vom Bau einer Super Highway bedroht, die von Calabar an der Atlantikküste mehr als 250km nach Norden führen soll und dabei eine breite Schneise durch einige der letzten Regenwälder Nigerias schneiden würde. In Chief Emmanuels Gemeinde ist bereits eine riesige Narbe durch das Fällen der kostbaren Tropenbäume entstanden. Zwar wurde der Bau der Super Highway von Protesten der Zivilgesellschaft und einem Bauverbot des nationalen Umweltministeriums vorläufig gestoppt, aber der Schaden in Akpabuyo ist groß und kann größer werden, wenn die Autobahn letztendlich doch gebaut wird.

Wir sind insgesamt 14 Leute, die an der Inter Faith Ceremony teilnehmen. Neben William Itorok, der für die Justice, Peace & Development Commission der katholischen Kirche arbeitet ist auch Usman Isa aus Lagos dabei, der den Aufbau eines Netzwerkes von Islamic Green Clubs unterstützt. Die meisten Menschen in Calabar sind Christen, und so sind es auch Umo Johnson und Odey Oyama – beide sind als Umweltschützer mit ihren NGOs aktiv. Zusammen mit dem Chief biegen wir von der asphaltierten Straße ab und gehen an der riesigen Narbe vorbei: ein vielleicht 100 Meter breiter Streifen von gerodetem Wald, der saftige Boden bereits wieder überwachsen mit Gras, aber keine Bäume oder Sträucher, die höher als 1m sind. Im vergangenen Jahr ist hier gerodet worden – ohne Diskussion oder Ankündigung, ohne Zahlungen an die Gemeinde, selbst ohne gesetzliche Grundlage. Aber offiziell im Namen der „Entwicklung Nigerias“.

Hinter dem abgeholzten Streifen gehen wir in den Wald hinein: Palmen jeder Art, Sträucher, Gräser… eine große grüne Welt. Das letzte Grundstück von Akpabuyo endet kurz vor einem steilen Abhang, der in ein üppiges, grünes Tal abfällt. Wir stehen oben auf der Kante des Abhangs im Kreis und singen, „The earth is our mother, we must take care of her… Unite our people, be one“. Wir hören die Visionen und Träume aller im Kreis vertretenen Organisationen. Der Chief betet das christliche Gebet: „Gott, wir können dir nicht sagen, was du tun sollst, aber mach den Leuten, die unser Land klauen und die Straße bauen wollen klar, dass das nicht geht!“. Usman rezitiert eine Sura des Mitgefühls aus dem Koran. Nach der Rezitation des Kanzon Sutra machen alle bei den 3 Verneigungen mit! Das ist für mich wirklich erstaunlich, denn so kenne ich Nigeria gar nicht… Die ganze Zeremonie ist leicht und beherzt.

„Another world is not only possible. She is on her way, she’s on her way. And on a quiet day I hear her breathing. She is on her way, she’s on her way” ist unser Abschlusslied. Ich höre eine belebte Stille in diesem Tal, es rauscht kein Wind, aber die Gräser bewegen sich leicht, einfach weil sie so lebendig sind, viele Vögel zwitschern nah und fern, die Sonne scheint durch die dichten Wolken und alle, die im Kreis stehen, sehen glücklich aus. Trotz der drohenden Gefahr der Super Highway. Trotz aller Unterschiede und Stimmungen, die uns trennen. Wir singen das Lied noch, als William uns nach dem gemeinsamen Essen ins Hotel fährt.

Christine K.

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