Reise ins gelobte Land I

von Zen Zentrum (Kommentare: 0)

Eine Gruppe von 11 Personen reist am 08.02.2020 von Zürich in die Wüste Negev. Wir sind in Sede Boker im Hamburg Guesthouse untergebracht, das von einer jüdischen Gemeinde in Hamburg finanziert wurde. Der Staatsgründer, David Ben Gurion, liebte diesen Ort. Hier wollte er auch bestattet werden, über einem Wadi, mit besonders schöner Aussicht auf die Wüste Negev. Der Ort lädt zum Verweilen ein, auf Steinquadern, die wie in einem Amphitheater um das Grabmal errichtet, den Blick über die Grabstätte hinweg auf die Wüste Mose’ freigeben, dessen Weg vor Tausenden von Jahren hier durch führte, als er sein Volk aus Ägypten befreite. Jedes Jahr kommen wohl Tausende von Besuchern, Studierenden und Soldat*Innen, die in der Negev Wüste einen Teil ihrer militärischen Ausbildung absolvieren, an diesen Ort.

Nach unserer Ankunft in der Herberge berichten wir uns gegenseitig, was uns in die Wüste bringt, bevor wir das Schweigen beginnen - 4 Tage lang. Die Tage sind strukturiert durch mehrfaches Sitzen in der Wüste zwischen frühmorgens um 06:15 und abends um 21:30. Während die Wüste am frühen Morgen sehr still ist, hören wir im Verlauf des Tages den Verkehr des Highway, die Effekte Israelischer Kampfjets und Helikopter, die stundenlang über uns hinweg fliegen, das Grollen von Artilleriefeuer in der Ferne, aber auch das Trippeln der Steinböcke, die kurz stehen bleiben, neugierig gucken, was wir da tun und dann ihrer Wege gehen. Ergänzend zum Sitzen in der Wüste gibt es täglich einen Vortrag, eine gemeinsame Liturgie und abends eine Lichtsternmeditation am Grabmal von David Ben Gurion und seiner Frau.

Verköstigt werden wir in der offiziellen Mensa für Studierende und Reisende. Das Essen ist einfach, aber gesund und vollwertig. Wir essen schweigend inmitten aller Studierenden und Soldat*Innen. Die Ausgelassenheit der Jungen wirkt ansteckend und beglückend, ihr Umgang untereinander fröhlich und unbekümmert.

Wir sind in die Wüste Negev gekommen, um uns auf heiligem Boden, dem Frieden in uns zu öffnen. Aufgerichtet und ausgerichtet. Wir sind in die Wüste gekommen, um uns ihrer Kargheit zu stellen, die uns, durch das Gebot des Schweigens unterstützt, mit den kargen Zonen unserer Seelenlandschaft in Resonanz treten lässt. Das zuweilen garstige Wetter unterstützt diesen Prozess. Wir sitzen auch unter unkomfortablen Bedingungen: Regen, Wind und Kälte. Wir sitzen trotzdem, manchmal mehr ausharrend. Interessanterweise wird niemand krank, trotz regnerischer und kalter Wetterverhältnisse.

Das Gebot des Schweigens unterstützt den Prozess des In-Sich-Hineinhorchens. In ihrer unsäglichen Schönheit und Erhabenheit, in ihrer Kargheit und Unbarmherzigkeit, lassen wir uns von der Wüste in der Tiefe berühren. «Die Wüste lässt das Wesentliche in uns aufbrechen.»

Sara Proserpi

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