Israel - Zen in der Wüste

von Zen Zentrum (Kommentare: 0)

Innehalten auch in der Wüste unserer Zivilisation.

An diesem Ort, wo Ben Gurion begraben ist, sind wir nicht allein.

Wir begegnen recht vielen jungen Menschen, meist Schülern, oft Militärpersonal und wenigen Touristen. Auffällig ist die zahlreich waffentragende Jugend, mehrheitlich zivil gekleidet. Fast an jedem zehnten jungen Menschen hängt lässig und wie selbstverständlich getragen ein Gewehr.

Wir meditieren am Rand der Wüstensiedlung. Stimmen von Passanten sind zu hören, lachende Kinder. Hin und wieder dröhnen Militärflugzeuge am Himmel.

Ich spüre Misstrauen, Angst und Furcht einer leidenden Gesellschaft. Rundherum sind verfeindete Nationen. Europa scheint fern, die USA vielleicht näher. Jede freundliche Geste in den kurzen wortlosen Begegnungen ist wohltuend.

Der brennende Dornbusch: Imaginationsübung während einer Mittagsstunde auf unserem Exkursionstag unter sengender Sonne inmitten des Wüsten Canyons, ganz allein mit dem Koan "werde, der du bist". In diesem tiefen Prozess beginnt für mich die Arbeit am Frieden: Abtragen von Verkrustungen und Überlagerungen, von einengenden Konzepten, von Vorurteilen, Lösen von negativen Emotionen auch. Und ich nehme mir vor, einfach mal "Ja" zu sagen zu den kleineren Anfragen, die so unmittelbar an mich herankommen. Weniger Abwägen. "Ja" sagen, auch wenn ich dadurch meine "Komfortzone" verlassen muss. Und bereit sein, ja zu sagen zu einer grösseren Aufgabe, die das Leben vielleicht plötzlich an mich stellt, aus der inneren Haltung, dem Leben zu dienen.

Jerusalem

Erinnerung an biblische Geschichten in der Sonntagsschule und im Präparanden Unterricht. Stets präsenter Brennpunkt im Weltgeschehen seit Beginn meines politischen Bewusstseins. Der jetzige Besuch ist der Beginn einer persönlichen Beziehung. Wie viele negative Nachrichten aus dem Nahen Osten habe ich während den letzten Jahrzehnten gelesen, gehört oder gesehen.

Unser Hotel liegt im arabischen Teil von Jerusalem. Welch wunderschöne Stadt. Man denkt an 1001 Nacht. Ein riesiger Magnet, der abertausende Menschen aus aller Welt anzieht, diese Urstätte religiösen Lebens aufzusuchen und zu erfahren.

Alle 100 Meter sind stark bewaffnete Polizeiposten aufgestellt. Eine grosse, fast explosive Spannung liegt über dem Ort. Da und dort orthodoxe Arroganz. Bilder gedemütigter Menschen an den Check Points. Man denkt an Apartheid. Überall Videokameras.

Besuch von Sami und seinem Zentrum für Friedensarbeit in Bethlehem. Er stammt von einer christlich palästinensischen Familie und hat von seiner Grossmutter inspiriert diese grosse Lebensaufgabe auf der Basis von Non Violent Communication angenommen. Er berichtet eindrücklich von den Zeiten friedlichen Zusammenlebens der heute verfeindeten Gesellschaften. Dies war vor der Gründung des Staates Israel. Sami sucht heute die Zusammenarbeit mit einflussreichen Menschen auf beiden Seiten, um wieder dahin zu kommen, wo die Menschen einander freundlich und respektvoll begegnen können. Das macht Hoffnung und gibt Mut.

Der Besuch von Yad Vashem, dem Holocaust Museum in Jerusalem, ist sehr bedrückend und kaum auszuhalten. Der umfassende Austausch anschliessend mit Michal, einer israelischen Psychologin, ebenfalls engagiert in der Friedensarbeit, hilft, das Erlebte anzunehmen und aus dem seelisch und körperlichen Zusammengedrücktsein herauszuführen. Man hat alles Verständnis und viel Mitgefühl mit den Menschen in diesem Land und dem Wunsch hier sicher leben zu können.

Annas Lichtmeditation hilft zur inneren Reinigung und kräftigenden Erneuerung. Anschliessend

beglückende Teilnahme an einer säkularen Sabbat Feier mit wunderschönen hebräischen Liedern. Das gibt eine Erfahrung tiefer heilender und transformierender Kräfte.

Liebe aus Leiden - Jerusalem in mir.

Ruedi Burger

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