Es gibt diese besonderen Momente im Leben

von Zen Zentrum (Kommentare: 1)

Es gibt diese besonderen Momente im Leben. Wo mit einem Mal ein Muster sichtbar wird, sich viele verschiedene Wege und Ereignisse wundersam verdichten zu einem sinnvollen Ganzen. Wenn ich mich frage, warum ich da bin, wo ich heute bin, müsste, könnte ich viele Geschichten erzählen. Alte Geschichten und ganz neue. Geschichten einer Liebe, die vor einem halben Jahrhundert erblüht ist und Bosnien und die Schweiz verband. Und einer, die vor 15 Jahren mein Leben in Frage und auf den Kopf stellte. Verschiedenste Lebensgeschichten mit ihren Wunden und Abgründen, Berufungen, die sich geheimnisvoll angezogen und verflochten haben. Geschichten von Freundschaften, Verbindungen und Bekanntschaften. Von Kriegen müsste ich erzählen. Von dem bei mir zu Hause in meiner Kindheit, dem kalten, langwierigen, und vom Krieg hier in Bosnien, heiss und heftig. Von Durststrecken und einsamen Tagen könnte ich erzählen. Von Fragen und Zweifeln, von Angst und Wut. Dass ich heute hier bin, wo ich bin, verdanke ich Menschen, die schon gestorben bin und Menschen, die noch leben. Ihrem Suchen, ihrem Unterwegssein, ihrem Charisma. Ihrer Liebe, ihrem Ringen, ihrem Dasein - auch für mich.

Ja, wo bin ich den? Ich lebe in einem Land, das mir auch nach 12 Jahren noch fremd ist in seiner Schönheit und Abgründen. Mit Menschen, die mich nie vergessen lassen, dass ich nicht dazugehöre. Ich lebe auf dem Hof meiner Kinderträume, habe Tiere und Gestaltungsraum – mehr als genug. Ich bin Teil einer kleinen, ungewöhnlichen Familie, die mein Herz gebunden und befreit hat. Ich bin immer mehr zuhause in mir und meine Wege werden als solche erkennbar.

Konkret heisst das, das ich in Verbundenheit mit und Dank Anna Gamma Roshi und dem Besuch ihrer Sangha in unserem kleinen Zendo auf dem Hof, in einer homöopathischen Praxis in der Stadt und einem Familienzentrum unseres Bezirkshauptorts mit Menschen von hier meditiere. Annas Arbeit hier und die Präsenz der Gruppe aus der Schweiz haben einen Kristallisationspunkt geschaffen, mit dem sich nun Menschen verbinden, die auf der Suche nach Sinn, Begegnung und Frieden sind. Unser Hof, unsere Familie und ich selbst werden dabei zu physischen Manifestationen einer tiefen, langen gemeinsamen Geschichte der Begegnung und der Versöhnung, eines ernsten Nach-Innen-Horchens, das uns Anna, Pia, das Katharinawerk in spirituell-politischer Bewusstseinsarbeit und Zenmeditation gleichermassen gelehrt haben.

Heute haben wir in unserm Zendo auf dem Hof meditiert und in Luzern war Zazenkai. Die Wirklichkeit der Verbindung dieser zwei Orte und der Menschen darin wahrzunehmen, hat mich tief bewegt. Die Stille öffnet Räume jenseits von Raum und Zeit, zeigt alles in seiner Eigenart und macht es doch transparent hin auf die Einheit des grossen Ganzen.

Ich freue mich auf und bin dankbar für die konkreten nächsten Schritte auf unserem Weg. Das Sesshin im Dezember, das Zazenkai im Januar und den nächsten Besuch der Sangha und von Anna Gamma Roshi im April.

Helen Jäggi Kosic

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Kommentare

Kommentar von elisabeth Weiss |

Es ist einfach immer wieder berührend zu erfahren, dass überall auf der Welt, über Grenzen hinweg Zazen praktiziert wir. Dieses starke Gefühl der Verbundenheit beseelt und ermutigt mich hier , in der Schweiz . Danke.

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